Im Klostergarten St. Trudpert

Wo das Gemüse aus geweihtem Boden kommt - Gabriele Hennicke geht in den Klostergarten

Im Klostergarten des Klosters St. Trudpert werden Kräuter, Blumen und Gemüse angebaut
Im Klostergarten des Klosters St. Trudpert werden Kräuter, Blumen und Gemüse angebaut - © Ferienregion Münstertal Staufen

Nicht nur die Pfarrkirche St. Trudpert und die barocke Klosteranlage des Vorarlberger Baumeisters Peter Thumb zur Besichtigung ein. Auch der Klostergarten des Klosters St. Trudpert ist einen Besuch wert. Einen herrlichen Anblick bieten die Rosenbäumchen, Beet- und Strauchrosen entlang des Aufgangs von der Pfarrkirche zum Kloster. Pralle rosa Hortensien und schlanke hell- und dunkelrote Stockrosen ergänzen das Bild. Der Klostergarten dient nicht nur der Erbauung sondern auch der Selbstversorgung. Klostergärtner Bernhard Schweizer und sein kleines Team pflegen nicht nur die Blumenbeete, sie bauen das gesamte Gemüse an, das im Kloster und seinen Gästehäusern auf den Tisch kommt.

Ein Sommermorgen im Juli. Die Morgensonne taucht den etwa 1000 Quadratmeter großen Klostergarten in goldenes Licht. Reihen mit prallen grünen und roten Salatköpfen wechseln sich mit Buschbohnen und Fenchel ab. Dazwischen Gladiolen und Dahlien, die kurz vor dem Aufblühen sind. Jetzt ist Zeit zum Ernten. Schwester Philothea bringt grüne Plastikkisten. Die 82-Jährige hilft trotz ihres hohen Alters immer noch bei den leichteren Arbeiten im Garten und auf dem Friedhof mit und sorgt rund um die Klostergebäude für Ordnung. „Ich komme vom Bauernhof und habe immer in der Klosterlandwirtschaft gearbeitet. Bis vor 13 Jahren hatten wir noch Milchvieh, da habe ich täglich 30 Kühe gemolken“, sagt sie. Heute braucht die Küche fünf Kisten Salat. Bernhard Schweitzer schneidet 60 Salatköpfe, Schwester Philothea packt die Köpfe in die Kisten. Mit einem Wägelchen bringen die beiden die Salatkisten in die Küche. Dort sitzen schon Schwester Philotheas Mitschwestern Antonia und Ermentrud und putzen Gemüse. Beide Schwestern sind über 80 Jahre alt und helfen in der Küche mit. „Wir brauchen täglich Salat und Gemüse für mindestens 100 Essen, die Gäste der beiden Gästehäuser St. Josef und St. Agnes kommen noch hinzu“, sagt Bernhard Schweitzer. Der Gärtner spricht alle paar Tage mit  Küchenchef Bernd Schüle ab, was erntereif ist und verarbeitet werden soll. Wenn große Menge zur Verfügung stehen, wird eingefroren für den Winter. Schon Ende Februar hat Schweitzer die ersten Salatpflänzchen gepflanzt, jede Woche setzt er Salat nach. Die Setzlinge zieht er nicht selbst, das wäre zu aufwändig, die kauft er von einer spezialisierten Gärtnerei. „Von Ende März bis Weihnachten kann ich Salat vom Feld ernten. Gurken und Tomaten kommen zweimal pro Woche aus dem Gewächshaus“, sagt Bernhard Schweizer. Jede Woche erntet Schweizer 50 bis 60 Gurken. Für die im Kloster lebenden indischen Schwestern baut Schweitzer Peperoni an. Im Gewächshaus überwintern Hortensien, Calla und Kakteen. Hier zieht Schweitzer Stecklinge und Schnittblumen als Kirchenschmuck. Vor sechs Jahren hat Bernhard Schweitzer entlang der früheren Zehntscheuer - heute das Tagungshaus St. Josef mit dem markanten Türmchen – einen Kräutergarten angelegt. „Der gehört einfach zu einem Kloster dazu“, meint er. Die Idee dafür kam von Schweitzer selbst. Von Seiten der Schwestern wird ihm bei der Gestaltung des Gartens freie Hand gelassen. Jetzt, wo die Kräuter wachsen, nutzen die Schwestern die Kräuter gerne, für Tee und natürlich für einen großen Strauß bei der Kräuterweihe an Mariä Himmelfahrt. Aus den Kräutern entstehen Salben wie Ringelblumen- und Beinwellsalbe, Kräuteröle wie Johannisöl und Beinwellöl. Aus der Wurzel der mannshohen Angelika, auf Deutsch Engelwurz, und weiteren Kräutern brennt Bernhard Schweitzer einen Kräuterschnaps. Neu ist der Klosterlikör à la Chartreuse, ein Magenbitter, der als Elixier des langen Lebens gilt.

Die Hausleiterin des Klosters, Schwester Debora, freut sich sehr darüber, dass man durch die Initiative von Bernhard Schweitzer wieder an die alte Klostertradition der Kräuterkunde und Klostermedizin anknüpft. „Unser Kloster wird dadurch bekannt. Ich könnte mir gut vorstellen, noch mehr Klosterprodukte herzustellen und zu verkaufen“, sagt sie.

Der Klostergarten hat noch mehr zu bieten: Bernhard Schweitzer hat auch den Terrassengarten im Osten des Klosters wieder seiner ursprünglichen Bestimmung zugeführt. Hier pflegt eine der Schwestern ihr eigenes Gemüsebeet. Unter den mächtigen Kastanienbäumen findet sich ein Schattenplätzchen zum Verweilen. Einen schönen Blick ins Tal hinab bietet sich von der mächtigen Klostermauer aus. Hier stehen zwei uralte Tulpenbäume und eine Linde. Ein Ort zum Verweilen und zur Besinnung. Wer weiß, mit welchen Gedanken und Gebeten Menschen früherer Generationen hier ins Weite blickten.