30 Bühnenjahre- 100 Frauenrollen- 1 Theater

„Theater und Musik gehören zu den Grundnahrungsmitteln des menschlichen Lebens“

Jasmin Busch-  © Ferienregion Münstertal Staufen
Jasmin Busch- © Ferienregion Münstertal Staufen

Ich glaube, es gibt wenige Orte auf der Welt, wo man als Schauspielerin und Musikerin so bodenständig leben kann wie in Staufen. Wenn ich samstags zum Wochenmarkt gehe und mich am Gemüsestand einreihe, fühle ich eine tiefe Verbundenheit mit Staufen und den Staufenern. Sie kennen mich als Maria Stuart, als Nora oder als Klavierlehrerin ihrer Tochter. Aber das schafft keine scheuen Blicke. Alles bleibt ganz normal. Du redest übers Wetter, tauschst dich aus über passende Dressings zum Feldsalat, der gerade seinen Besitzer wechselt – und freust dich über das Lob zum Bühnenbild des letzten Stücks. Auerbachs Kellertheater nehmen die Staufener mit der gleichen Selbstverständlichkeit zur Kenntnis wie ihre Bächle, ihren Metzger oder ihren historischen Faust. So habe ich mir das immer gewünscht: Theater und Musik gehören zu den Grundnahrungsmitteln des menschlichen Lebens. Alles kommt von Herzen. Alles soll zu Herzen gehen.
Im Kellertheater können wir gar nicht anders als auf die Unmittelbarkeit setzen. Da gibt es schon rein räumlich keine Distanz zwischen Bühne und Publikum. Durch die Nähe entsteht auf beiden Seiten eine große Konzentration. Das Publikum wird förmlich ins Stück hineingezogen. Diesen Vorgang spürt man als Schauspieler wiederum fast physisch. Er kann das eigene Spiel ungeheuer beflügeln. Ein magischer Moment ist für mich die tatsächliche Stille, das Stocken der Atmung, wenn es uns gelingt, die Zuschauer in Bann zu schlagen.

Jasmin Busch
Jasmin Busch bei der Arbeit © Ferienregion Münstertal Staufen

Als ich – Klavierstudentin kurz vor dem Abschluss -  1990 eigentlich per Zufall zum Einspringen für eine erkrankte Schauspielerin nach Staufen kam, hätte ich mir niemals träumen lassen, dass ich 12 Jahre später gemeinsam mit dem inzwischen anvertrauten Eberhard und unserem anderthalbjährigen Sohn Jonathan weiterhin Theater im alten Schladerer-Schnapsfasslager spielen würde. Dazwischen lag nach den humorvollen ersten Lektionen von Eberhard ein durchaus hartes Schauspielstudium.
Für viele mag es eine Horrorvorstellung sein, aber mich macht es froh, dass wir Familie und Beruf im Theater verschmolzen haben. Bei mir kommt noch dazu, dass ich die Musik ganz zwanglos in den Theaterbetrieb einfließen lassen kann. Das reicht vom musikalisch empfundenen Sprachrhythmus bis zur Ravel spielenden Nora. Eberhard versteht und befördert dies. Schließlich ist er als Geiger ja auch studierter Musiker.
In der Musik wie in der Schauspielkunst zapfen wir etwas wirklich Universelles an, etwas, was uns Menschen in die Wiege gelegt ist als zarte Pflanze, die viel Pflege braucht. Hier in Staufen ist der Nährboden für dieses zarte Gewächs einfach gut. Ein kleines bisschen dürfen wir da mit unserem Auerbachs Kellertheater beisteuern.

-Jasmin Busch, Staufen